By S Alexander Alich, Director, FoxFire Institute of Shamanic Studies

Als ich 1993 nach Berlin eingeladen wurde, war das Gebiet des Schamanismus nahezu unbekannt. Sehr wenige Bücher behandelten das Thema und die Leute, die ich traf, waren interessierter an Erfahrung als an Diskussion. Für viele war es eine aufregende Zeit des Lernens und Erwachens. Viel ist seitdem geschehen. Traurigerweise ist das Image dessen, was Schamanismus zu sein hat, gewachsen und hat seine eigenen Stereotypen erschaffen, die viele Menschen festgefahren und verwirrt zurücklassen. Da der Spirit dieser Arbeit durch Erforschung und die Lösung von Problemen lebendig bleibt, verlangt es von uns, geistig offen und flexibel zu bleiben. Ich würde gerne einige meiner Erfahrungen mit Euch teilen, in der Hoffnung, dass wir alle unseren Weg zurück zum Herzen und der Schönheit dieses Weges finden.

Was ist Erfahrbarer Schamanismus?

Erfahrbarer Schamanismus ist eine sich entwickelnde Arbeit, weil sie nicht von dem und von denjenigen, dem/denen sie dient, getrennt werden kann. Da unsere Umwelt und wir als Menschen uns immer verändern, tut es das Gebiet des Schamanismus ebenso. Während Schamanismus selber schwierig direkt zu definieren ist, mögen wir zuerst das anschauen, was hilft, es einzigartig gegenüber anderen Arbeitsgebieten zu machen.

Schamanen, oder ihre heutigen Entsprechungen, Schamanisch Praktizierende, spezialisieren sich in Angelegenheiten des Spirit. Spirit ist die Lebenskraft, die uns mit allem um uns herum verbindet und vor allem mit etwas, das grösser ist, als wir selbst es sind. Es lebt in jeder Person und jedem Ort auf diesem Planeten. Obwohl Spirit normalerweise stark und robust ist, kann es durch Krankheit, Vernachlässigung oder Trauma verletzt werden. Pflege und Heilung dieser besonderen Kraft ist die Spezialität der Praktizierenden. Da sie das grössere Bild anschauen, um herauszufinden, wo das Ungleichgewicht entstanden ist, müssen sie nicht nur das Individuum ansehen, sondern auch die Gemeinde/Gemeinschaft.

Es ist dann ihre Aufgabe, mit ihren Helfer-Spirits und den Spirits des Landes zu kommunizieren, um etwas über das Ungleichgewicht herauszufinden und Wege zu finden, Frieden und Stabilität wieder herzustellen. Während dies zuerst abstrakt klingen mag, kann es auf Situationen angewendet werden, in denen eine nicht diagnostizierbare Krankheit eine Person befallen hat, oder auf einen Ort, an dem jene, die ihn besuchen, krank werden oder sich unwohl fühlen.

Um diese Ebene der Kommunikation mit Spirit zu erreichen, ist es für die/den Praktizierende nötig, sich in einen Zustand der Trance oder Ekstase zu versetzen. Historisch dauerte es Jahre, die Kunst, unser tägliches Denken zu verlassen und zurückzukehren zu erlernen, und Jahrzehnte, sie zu vervollkommnen. Ein Teil des Grundes dafür war nicht nur die intensive persönliche Arbeit und Heilung, die getan werden musste, sondern es brauchte auch die Fähigkeit, stark genug zu sein, um während des Prozesses bewusst zu bleiben. In Ekstase oder Trancezustände darf sich nicht leichtfertig begeben werden und es muss immer einen Weg geben, zurückzukehren. Am wichtigsten ist,dass es als erstes einen klaren Grund geben muss, um [in Trance] zu gehen.

Die Wichtigkeit von Gemeinschaft und Deiner Gabe

Traditionell dienten Praktizierende einer Gruppe oder Gemeinschaft û es gab andernfalls ganz einfach keinen Grund für sie. Am Anfang,wenn ein Schüler oder eine Schülerin mit mir arbeiten will, mag es sein, dass ich frage: “wer ist Deine Gemeinschaft? Wie hast Du vor, ihnen zu dienen?” Wir alle haben Gemeinschaften, deren Teil wir sind. Die Herausforderung ist, unsere Gabe zu kennen und die bewusste Entscheidung zu treffen, mit ihr zu arbeiten.

Alle sind mit einer Gabe oder einer Aufgabe für ihr Leben geboren. Deine Gabe ist nicht unbedingt das, was Du tust, sondern statt dessen das, was Du mitbringst, um es zu teilen, das, was Deinen Spirit oder Dein Wesen einmalig macht. Einen Weg zu finden, unsere Gabe zu manifestieren oder in eine Form zu bringen, ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.

Zu beachtende Fallen bei heutiger schamanischer Arbeit:

Drogen: Heutzutage wird Schamanismus schnell mit dem Konsumieren von Drogen in Verbindung gebracht. Persönlich macht mich dieses Phänomen sehr traurig. Während einige Stammeskulturen “Lehrer-Pflanzen” benutzen, um Zustände der Ekstase zu erreichen, sind die Grundlage und das Gleichgewicht dafür aus der westlichen Kultur schon lange verschwunden. Die gute Neuigkeit ist, dass es viele Wege gibt, in Trance zu arbeiten, die nicht illegal oder zerstörerisch für unsere Körper sind. Trommeln, Tanz und Gesänge sind gute Beispiele dafür.

Schamanismus nur für Dich: Während wir alle unsere persönliche Arbeit und unser Wachstum fortsetzen müssen, ist es wichtig, sich zu errinnern, dass schamanisch Praktizierende einer Gemeinschaft dienen – nicht sich selbst.

Dein eigenes Land zu verlassen, um spirituell zu sein: Für viele besitzt der Gedanke, in der BRD zu bleiben, um zu lernen und zu arbeiten, nicht viel Anziehungskraft. Andere Länder und Traditionen rufen uns, sie zu besuchen und zu lernen. Das Plus daran ist, zu sehen, was in unserer eigenen Kultur fehlt. Die Herausforderung ist, wie wirst Du anwenden, was Du gelernt hast, wenn Du nach Hause kommst? Wie wird dies diesem Land und den Leuten und den Spirits, die hier leben, nützen? Erinnere Dich, die tägliche Arbeit der Spiritualität ist herausfordernd, wo auch immer Du lebst.

Ultimativ erfordert erfahrbarer Schamanismus von uns, zu lernen, indem wir unsere eigene Erfahrung mit etwas machen, das grösser ist als wir selbst. Idealerweise willst Du einen Lehrer oder eine Lehrerin finden, die Lernumgebungen und Situationen schaffen wird, die Dich herausfordern, zu wachsen, zu heilen und Dich auszudehnen. Das ist selten eine bequeme Situation und sie kann Dich manchmal an Deine Grenzen führen. Es heisst auch, zu lernen, wie Du das, was Du gelernt hast, anwenden kannst, um der Erde und denen, die auf ihr leben, zu nützen. Als letztes ist es wichtig, sich daran zu errinnern, dass es kein Instrument für sich alleine ist, sondern eine Art zu leben.

S.A. Alich arbeitet seit 1979 auf dem Gebiet des erfahrbaren Schamanismus. Jedes Jahr arbeitet er mit einer kleinen Gruppe von Schülern und Schülerinnen, um ihnen zu helfen, eine Grundlage für ihre schamanischen Praktiken zu bilden und ihre Gabe der Arbeit zu finden.